Maria Montessori: „An den Frieden denken, heißt an die Kinder denken!“
Die Menschheit erlebt immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen.
Der Krieg ansich stellt eine Tragödie von unbeschreiblichem Ausmaß und Leid dar, von denen besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind!
Auch all die Kinder bei uns, die nicht unmittelbar von Leid und Flucht betroffen sind, mit denen wir als Montessori-Pädagog:innen täglich Kontakt haben, benötigen Antworten und Orientierung, denn der Krieg ist allgegenwärtig durch Medienberichte und Berührungspunkte in Familie und Gesellschaft.
Dr. Maria Montessori war selbst Zeitzeugin dreier Kriege in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Unter dem Eindruck der ungeheuren Not, welche die Kriegsereignisse des Ersten Weltkriegs auf das Schicksal von Kindern ausübten, um das unmittelbare Leid dieser traumatisierten Kinder zu lindern und ihnen zurück zu psychischer Gesundung zu helfen, schlug sie damals Folgendes vor: Erzieher:innen, Lehrkräfte und Krankenschwestern sollten als konkrete Sofortmaßnahme gemeinsam die Kinder durch das Angebot einfacher sinnvoller Aktivitäten unterstützen, es sei „die Form, die die Erziehung annehmen muss, um unter den gegenwärtigen Umständen der Welt helfen zu können“ (Dr. Maria Montessori „Erziehung und Frieden“).
Früh forderte Montessori formale Rechte für Kinder, darunter das Recht auf ein Aufwachsen ohne Gewalt. Sie wies darauf hin, die gesamte Menschheit als eine gemeinsame Nation zu sehen, die viel mehr verbindet, als sie trennt, und der gemeinsame Aufgaben und Verantwortlichkeiten übertragen sind.
Sie sprach von der Menschheit als einer einzigen Nation, la nazione unica, und betonte: „Wenn wir vom Frieden sprechen, verstehen wir darunter nicht einen partiellen Waffenstillstand zwischen getrennten Nationen, sondern einen Dauerzustand, der die gesamte Menschheit umfasst.“
Dr. Maria Montessori erkannte die Bemühungen von Politik und Diplomatie zum Erreichen von Frieden als wichtig an. Vor allem sah sie das oberste Ziel der Erziehung darin, in einem gewaltfreien, jahrelangen Prozess die Bereitschaft, die Fähigkeit und den Willen zum Frieden in Kindern und Jugendlichen aufzubauen. Sie setzte sich dafür ein Leben lang ein. Auf ihrem Grab in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden steht folgende Inschrift als Vermächtnis ihrer Erziehungsbemühungen: „Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen am Aufbau des Friedens in den Menschen und in der Welt zu arbeiten.“
„Die Kinder haben das Recht, im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden.“ Sie haben „das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht“. So steht es in der Kinderrechtskonvention der Generalversammlung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1989. Um Krieg und Gewalt vorzubeugen, stehen wir in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt in der Pflicht, Frieden und Erziehung in Einklang zu bringen. In der Bildungslandschaft können wir die Grundlagen schaffen für eine weltweite Verständigung. Für ein gemeinsames, respektvolles Miteinander. Für eine friedliche Welt, die auf Diplomatie und Kommunikation setzt – statt auf Aggression und Waffen. Diesen Beitrag kann und soll die Erziehung leisten.
So muss die Friedenserziehung ein zentrales Ziel der Bildung sein. Die Krisenprävention und gewaltfreie Konfliktbearbeitung müssen ausgebaut werden. Wir müssen in die Bildung unserer Kinder und damit in unsere Zukunft investieren, denn die Kinder von heute sind die Gestalter:innen der Zukunft und des Friedens.
Wir als Montessori-Pädagog:innen teilen Dr. Maria Montessoris tiefe Überzeugung von der Wirksamkeit einer Erziehung zum Frieden und vertreten dies in der täglichen Begleitung mit Kindern und Jugendlichen.